Heiligendamm - Landkreis Bad Doberan,
Geburt des "Heiligen Dammes"

Eine der schönsten Lindenalleen Mecklenburgs führt von Bad Doberan in Richtung Ostsee, vorbei an der ältesten Pferderennbahn des europäischen Kontinents (seit 1823), in das "steinreiche" klassizistische Heiligendamm. Dieses erste deutsche Seebad wurde im Anschluß an ein persönliches Ostsee-Probebad des Herzogs Friedrich Franz I. im Jahre 1793 angelegt.

Benannt wurde der Ort nach der eiszeitlichen Steinaufschüttung am Ostseestrand. Etwa vier Kilometer lang, 40 Meter breit und vier Meter hoch ist dieser schützende Steindamm, der heute durch künstliche Aufschüttungen verstärkt wurde und das tiefliegende Binnenland schützt.

Durch einen Vertrag ließ sich der Überlieferung nach ein Schäfer diesen Wall als Wegverkürzung in einer Nacht vom Teufel aufschütten. Noch vor dem dritten Hahnenschrei mußte der Höllenfürst fertig sein, um die Schäferseele zu gewinnen. Da der Teufel seinen Sieg knapp verfehlte, setzte sich der Schäfer und damit als Triumph des Christentums die Bezeichnung Heiliger Damm durch.

Die wesentlich bekanntere Sage berichtet von einer fürchterlichen Sturmflut im Jahre 1427. Die Mönche des gerade fertiggestellten, strandnahen Klosters Doberan machten sich mit den Bauern der Umgegend daran, gegen das anstürmende Meer einen Wall aus Steinen und Holz zu errichten. Die mehrtägigen Arbeiten führten alle Beteiligten bis zur Erschöpfung.

In ihrer Not riefen die Mönche ihren Herrn an und verwiesen auf ihre Taten bei der Erbauung von Münster und Kloster. Und plötzlich drehte des nachts der Wind. Das Meer "gebar" unter kräftigem Getöse einen gewaltigen Steindamm. Als Mönche und Bauern am Morgen zum Meer gingen, sahen sie den hohen "Gottesdamm" aufgeschüttet und nannten den Ort fortan Heiligendamm.

Text aus: Hartmut Schmied, Die Schwarzen Führer Mecklenburg-Vorpommern, Freiburg i. Br. 2001
Abb. in: Georg Christian Friedrich Lisch, Mecklenburg in Bildern, 1842-1845